Es läuft – aber nicht ohne unsere Helfer

Eindrücke nach 9 Wochen als Volunteer Koordinatorin

Von meinem ersten Aufenthalt im Frühjahr 2016 wusste ich wie intensiv schon ein kurzer Einsatz vor Ort sein konnte. Anderes Land, viele neue Menschen aus verschiedensten Kulturen, mit anderen Mentalitäten, schwierigen und traurigen Vergangenheiten und Geschichten.

Auch diesmal stellten sich einige der Freiwilligen ähnliche Fragen wie ich mir:

Ungewissheit was mich erwarten würde, erster Kontakt mit den Flüchtenden- wie soll ich mich verhalten? Was darf ich fragen über ihre Vergangenheit? Was denken sie über mich- wo ich doch aus einem reichen, sicheren Land komme?

Dazu kamen die Sprachbarriere und gewisse Vorurteile, teils aus den Medien, teils vom zuhause.

Jeder Volunteer hatte seine schlechten Momente, wo das Ausmass der Situation sowie die Hilflosigkeit nicht genug für die Menschen vor Ort tun zu können, zum Ausdruck kam.

Im Volunteer – Haus wurden jeweils beim Abendessen die Eindrücke und die Ereignisse besprochen. So konnte wenigstens ein Bruchtteil des Erlebten verarbeitet werden.

Doch die viel grössere Hilfe, um mit der Situation umzugehen, kam meiner Ansicht nach während der Arbeit im OneHappyFamily. Unsere “Helpers” wie wir sie nennen – Menschen die seit Monaten jeden Tag ins Center kommen um uns beim Aufbau und Betrieb tatkräftig mithelfen- unterstützten die Volunteers bei den zu erledigenden Arbeiten aber auch seelisch.

Kam ich beispielsweise mit der Situation von Ort nicht klar, wurde dies von einigen der Helpers sofort bemerkt. Trotz Probleme mit der Sprache wurde kein Versuch ausgelassen mich aufzuheitern. Diese Momente brachten  die bewunderswerte Stärke der Menschen aus den Camps zum Vorschein. Es war schön zu sehen, dass auch andere Volunteers solche Erfahrungen machen durften- was jeden bestärkte wieder mehr zurück zu geben.

Mich erstaunte immer wieder die grosse Neugier und Freude an neuen Freiwilligen seitens der “Helpers”, aber noch mehr wie herzlich und intensiv die Abschiede schon nach kurzen Begegnungen waren.

Ich kann wohl behaupten, dass jeder Volunteer mit vielen gemischten Gefühlen abgereist ist: traurig, weil es Zeit war sich von wunderbaren Menschen zuverabschieden und man sie auf der Insel zurücklies, glücklich weil man daran beteiligt war den Menschen während ihrem Besuch im OHF ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, bereichert durch die tollen Erinnerungen und Begegnungen mit starken und beeindruckenden Persönlichkeiten. Es ist toll zu wissen, dass die Arbeit im OHF spuren hinterlassen, Mauern abgebaut und die Sichtweise verändert hat- bei Volunteers aus der ganzen Welt wie auch bei den Helpers und Besuchern des Centers.

Nun wo auch ich wieder zuhause angekommen bin, kann ich sagen, dass man viel lernen kann von der offenen, hilfsbereiten Art der Flüchtenden sowie dem ungeheuren Durchhaltevermögen, Monate unter prekären Umständen zu meistern.

Der Einsatz vor Ort war trotz oder vielleicht wegen allen Höhen und Tiefen eine grosse Bereicherung.

Tamara