Afghanistan steht vor einer neuen Krise und fürchtet die Konsequenzen der Machtübernahme durch die Taliban. Als Reaktion darauf verstärkt Griechenland aus Angst vor den verängstigten Geflüchteten seine Grenzen. Die Migrationsbewegungen nach Europa über die Land- und Seegrenzen sind bisher im üblichen Rahmen. Die Evros-Landgrenze sowie die östliche Ägäis wurden dennoch bereits mit Streitkräften und Küstenwachen verstärkt, um einen Ansturm von Afghan*innen oder eine Wiederholung von 2015 zu verhindern. An der Landgrenze wurde ein 27 km langer Zaun fertiggestellt, auch Drohnen sind bereits im Einsatz. Bei einem Gespräch zwischen dem griechischen Ministerpräsidenten Mitsotakis und dem türkischen Präsidenten Erdogan am 20. August kam man zu dem Schluss, dass die Afghan*innen “so nah wie möglich an ihrer Heimat bleiben” und weder in die Türkei noch nach Griechenland kommen sollten.
Maritime Überwachung per Ballons
Gemeinsam mit Frontex hat die griechische Küstenwache die so genannte “Tethered Aerostat” Mission gestartet. Die Mission umfasst zwei riesige Ballons, die mit Radar, Wärmekameras und einem automatischen Identifizierungssystem ausgestattet sind und sie sollen den maritimen Bereich des Ägäischen Meeres überwachen. Die Landbasis ist auf Samos stationiert. Die Technologie wird zum Teil von den Portugiesen zur Verfügung gestellt, was ein schönes Beispiel dafür ist, wie europäische Länder zusammenarbeiten können, wenn es darum geht, Migranten aufzuspüren, nicht aber, wenn es um ihren Schutz geht.
Rekord: Tiefe Zahlen auf Lesvos
Weniger als 4000 Asylbewerber*innen halten sich derzeit im provisorischen Camp Mavrovouni auf Lesvos auf, darunter 265 Personen, die in Wohnungen leben, wovon wiederum 155 unbegleitete Minderjährige sind. Auch auf den übrigen Inseln werden in diesem Sommer rekordverdächtig niedrige Zahlen von Asylbewerber*innen gemeldet. Dies ist leider auch ein trauriges Ergebnis der anhaltenden illegalen Push-Packs und nicht nur darauf zurückzuführen, dass weniger Menschen versuchen, das Mittelmeer zu überqueren.
Geschlossene, kontrollierte Camps
Einsprachen gegen den Bau von geschlossenen Zentren wurden im August abgelehnt. Damit kann der Bau der beiden geschlossenen, kontrollierten Campstrukturen auf Chios und Lesvos realisiert werden. Die geschlossene Struktur auf Lesvos wird direkt neben einer Mülldeponie und weit entfernt von jeglicher menschlicher Zivilisation errichtet werden. Die Bauarbeiten sollen in den kommenden Wochen beginnen, sobald die letzten Ausschreibungen dazu vergeben sind.
Lage in Griechenland
Nach einer beispiellos langen Hitzewelle haben Brände im ganzen Land mehr als 100’000 Hektar Wald zerstört, viele ländliche Gemeinden haben ihre Häuser und ihre Lebensgrundlage verloren. Es ist zu erwarten, dass die schlechte Handhabung der Brandkatastrophe eine Kabinettsumbildung in Griechenland nach sich ziehen wird. Die Zahl der Covid-19-Fälle in Griechenland steigt weiter an, die Intensivstationen sind zu mehr als 68 % ausgelastet. Für Reisen mit dem Flugzeug, dem Zug, dem Schiff oder dem Fernbus ist künftig ein Nachweis der Impfung oder ein negativer Test erforderlich.
Ankünfte und Push Backs
Rund 52 Boote machten sich auf den Weg zu den Ägäischen Inseln, nur 14 schafften es im August bis an die Küste der Inseln. Die anderen wurden mit illegalen Push Backs zurückgedrängt oder noch schlimmer: Im August mehrten sich die Hinweise, dass die hellenische Küstenwache Menschen, die bereits auf Chios und Lesvos an Land waren, wieder in kleine Beiboote und zurück ins Wasser zwang, wo sie bis zur türkischen Wassergrenze geschleift wurden.