Traurige Fakten von der Insel und vom Festland

Einführung zu Athen
Anlässlich der Eröffnung vom OHF in Athen möchten wir euch einen kurzen Überblick über die griechische Stadt geben: Mit mehr als 4000 Jahren Geschichte ist Athen die älteste Hauptstadt Europas und die Geburtsstätte der Demokratie. In der Stadt leben rund 660’00 Menschen und mehr als 3 Millionen im Großraum Athens.  Die Stadt unterteilt sich in 11 Quartiere, von denen Plaka mit seinen historischen Regierungsgebäuden neben der Akropolis bei Touristen am bekanntesten ist, und Exarchia ist vor allem bei politischen Aktivist*innen, Künstler*innen und allen Arten von Rebell*innen bekannt. 

Kontext der Stadt
Das grösste Camp in Athen ist das Eleonas Camp, das 15 Minuten vom Stadtzentrum entfernt im Industriegebiet liegt.  Ursprünglich hatte es eine Kapazität von 700 Personen, beherbergte aber immer doppelt so viele. Einigen Nachrichten zufolge beherbergt es jetzt sogar mehr als 3’000 Menschen. Laut weiteren Berichten sind etwa 25 % der Athener Bevölkerung Immigrant*innen, inklusive kürzlich oder schon vor längerer Zeit eingereister legaler und illegaler Migrant*innen. Diese Zahl ist deshalb so hoch, weil viele Menschen, denen auf Lesvos Asyl gewährt wurde, auf der Suche nach besseren Möglichkeiten nach Athen gegangen sind. Außerdem werden viele Asylbewerber*innen aus ganz Europa immer wieder nach Athen zurückgeschickt, da Griechenland ihre erste Einreisestation in das Schengengebiet war und sie daher gemäß dem Schengener Abkommen dort Asyl beantragen sollten. 

Fehlende Unterstützung
Derzeit gilt das Gesetz, dass einen Monat nach der Gewährung von Asyl die Bereitstellung von Unterkunft, Nahrung und finanzieller Unterstützung eingestellt wird. Wer in Griechenland bleiben will, muss in der Lage sein zu arbeiten und seinen Lebensunterhalt selbst zu bestreiten. Bei einer Arbeitslosenquote von 13 % in Griechenland ist dies für jede*n anerkannte*n Asylbewerber*in keine leichte Aufgabe, da es fast keine Arbeitsplätze gibt. Wie bereits berichtet, ist der Hunger innerhalb und außerhalb der Camps nach wie vor ein Problem. Es gibt keine klaren Zahlen zur Obdachlosigkeit, aber leider sind viele Migrant*innen und Geflüchtete obdachlos und versuchen etwa auf dem Victoria-Platz zu leben, von dem sie aber regelmässig von der Polizei vertrieben werden.  Besonders problematisch wurde dies nach dem Brand von Moria im September 2020, als viele Menschen auf das Festland verlegt wurden. 
Aufgrund fehlender Alternativen leben viele Geflüchtete in besetzten Häusern in Athen – 2017 gab es z.B. offiziell sechs besetzte Gebäude für Geflüchtete mit rund 2000 Bewohner*innen in der Stadt. 

Ankünfte und Abreisen auf Lesbos
Im Februar 2022 gab es im Mittelmeer erneut eine hohe Zahl gemeldeter Push-Backs von 51 Booten mit schätzungsweise 2’586 Menschen, die illegal an die Küste Libyens und der Türkei zurückgebracht wurden. Im Gegensatz dazu kamen nur 174 Personen auf den Ägäischen Inseln an, davon 75 auf Lesvos. Die Zahl der Geflüchteten, Asylbewerber*innen und Migrant*innen auf den Ägäischen Inseln beläuft sich derzeit auf etwa 3’100 insgesamt.  In der Region des griechischen Mittellandes, auch bezeichnet als Festland, sind rund 3’900 Asylbewerber*innen registriert, bei einer Gesamtzahl von 30’000 registrierten Personen in ganz Griechenland (mehr Zahlen hier). 

Schreckliche Bilder am Strand im Norden von Mytilini
Am Dienstagmorgen, dem 1. März, wurden an der Küste von Epano Skala in Mytilene sechs Leichen gefunden, drei Männer und drei Frauen, die den Angaben zufolge alle afrikanischer Abstammung sind. Inzwischen ist ein weiteres männliches Opfer gefunden worden. Die Leichen trugen keine Schwimmwesten und es wird angenommen, dass sie bei einem Schiffsunglück ums Leben kamen. Die geborgenen Leichen wurden zur Autopsie ins Krankenhaus von Mytilini gebracht.Die Suche nach Überlebenden und dem Boot, mit dem sie unterwegs gewesen sein könnten, wurde fortgesetzt. 
Um 8.30 Uhr am Dienstag suchte ein Hubschrauber der Küstenwache nach Ertrunkenen oder Überlebenden, und ein Team und Schiffe der griechischen Küstenwache sowie ein Patrouillenboot der Polizei befanden sich in dem Gebiet. Bislang gibt es keine weiteren Informationen. Es gibt jedoch viele Spekulationen darüber, ob die Menschen während der Überfahrt von der Türkei aus ertrunken sind oder ob sich das Unglück nach einem Pushback von griechischer Seite ereignet hat, was die Küstenwache für das Unglück verantwortlich machen würde.