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One Happy Family

August 2019

Situation auf Lesbos

Witterungsbedingungen
Der Sommer auf Lesbos ist immer sehr heiss und die hygienischen Bedingungen sind immer noch unwürdig. Zum Glück gab es bisher keine Buschfeuer. Wir haben versucht, uns beim OHF auf diese Eventualität vorzubereiten, mehr darüber erfährst du in der News aus dem Community Center-Sektion.

Viele Bootsankünfte
In diesem Monat stieg die Zahl der Neuankommenden deutlich an: 52 Boote erreichten bis zum 26. Juli mit 1828 Menschen Lesbos. Die Zahl der ankommenden Personen überstieg somit erneut die Zahl der Transfers auf das Festland.
Es gibt auch eine Zunahme von Booten, die von der türkischen Küstenwache angehalten werden. Bis zum 23. Juli wurden "217 Boote von der türkischen Küstenwache und Polizei gestoppt, 6878 Menschen wurden verhaftet. Dies ist die höchste registrierte Zahl in einem Monat, seit 2015" (Quelle: Aegean Boat Report).

Die Zeit nach den griechischen Wahlen
Nach der Wahl der neuen Regierung rund um Kyriakos Mitsotakis wurden die bürokratischen Aspekte auf der Insel komplizierter.
Es ist schwieriger geworden, Steuernummern zu bekommen, weil sich der Prozess geändert hat und viel länger ist als zuvor. Gleichzeitig ist es derzeit nicht möglich, eine Sozialversicherungsnummer für Personen ohne europäischen Pass zu erhalten.
Beide Nummern werden benötigt, um eine Anstellung antreten zu können. Einige hochqualifizierte Mitarbeiter mussten somit erleben, dass ihr Stellenangebot zurückgezogen wurde, weil sie diese benötigten Dokumente nicht rechtzeitig erhielten.
Es gibt Berichte, dass das griechische Migrationsministerium in Zukunft Teil des Polizeidepartements sein soll – Fragen der Migration werden also zu Sicherheitsfragen und nicht mehr als soziale Entwicklungen eingestuft.
Wir beobachten auch eine Zunahme von polizeilichen Kontrollen auf den Inseln.
Nach diesen neuen Entwicklungen ist die Situation somit insgesamt angespannter.

Türkei setzt Rückübernahmeprogramm mit der Europäischen Union aus
Nach mehr als drei Jahren des EU-Türkei-Deals gab der türkische Aussenminister Mevlut Cavusoglu am 24. Juli bekannt, dass das Rückübernahmeabkommen mit der Europäischen Union ausgesetzt werde.

Projekteinblicke: Koordinationsteam

"Koordinator zu sein ist einfach. Es ist wie Fahrradfahren. Ausser, dass das Fahrrad brennt - du brennst - alles brennt."
(unbekannt)

Was oft so aussieht, als würde man ruhig am Laptop im Büro arbeiten oder einfach nur bequem mit Menschen reden, ist viel mehr als das. Ein Koordinator ist rund um die Uhr erreichbar, wacht mit Dutzenden von Nachrichten auf dem Handy auf und hat die Gewissheit, dass dieser Tag, wie jeder Tag, kein einfacher Tag wird. Das OHF hat sieben Koordinatoren, die für verschiedene Aufgaben und Bereiche zuständig sind. Von Sicherheit und Bauwesen über Logistik und Personalwesen bis hin zu Entwicklung und Social Media. Jeder hat seine und ihre Verantwortung, aber das Koordinierungsteam von One Happy Family trifft immer noch alle wichtigen Entscheidungen als Gruppe und im Konsens, was Zeit für Diskussionen benötigt, um gemeinsame Werte und Ziele zu entwickeln. Aber vor allem bringt das Koordinationsteam Stabilität in das Projekt und hat das Vertrauen von Lieferanten, Partnern, Helfern, Besuchern, Freiwilligen, Behörden und anderen Organisationen.

Um die Stabilität des Projekts zu erhalten und den Stress für die Koordinatoren des OHF zu verringern, unterstützen wir sie finanziell bei ihren Lebenshaltungskosten und Ausgaben. Wenn du einverstanden bist, dass Fahrradfahren, während alles in Flammen steht, nicht das Einfachste ist, solltest du dir überlegen, unsere Koordinatoren zu unterstützen und eine Patenschaft auf https://ohf-lesvos.org/de/patenschaften/ zu übernehmen.

#MeetTheFamily: Julia

#MeetTheFamily #HelfenZuHelfen

Unterstütze unsere Koordinatoren vor Ort, mit Eurer Hilfe können sie ihre wichtige Arbeit aufrechterhalten.

Heute lernst du Julia etwas besser kennen.

Julia ist unsere Social Media Queen, die sich um Koordinationsaufgaben kümmert, die jedoch ausserdem die Schicht- und Freiwilligenkoordination unterstützt und Fallarbeit für unsere Helfer und Helferinnen leistet. Seit mehr als zwei Jahren teilt Julia nun bereits ihren positiven Geist mit uns allen.
Das sagt sie über ihre Anfänge und Gründe, auf Lesbos zu sein und zu bleiben:

“Ich traf diese glückliche/verrückte/müde/hart -arbeitende/wunderbare “Familie” im Juni 2017 das erste Mal. Ich war eine Kurzzeit-Volontärin, aber realisierte bald, dass ich, wenn ich diesen Ort wirklich verstehen wollte und die Leute, die ich kennen lernte konstant unterstützen möchte, länger bleiben muss. Kurz überlegt, schnell entschieden, Van mit Hilfe meiner Eltern und Freunden mit Winterkleidern, Decken und Schlafsäcken gefüllt und nach Griechenland gefahren und da bin ich nun, aktiv als Freiwillige seit Oktober 2017. Ich bin glücklich, erschöpft, zufrieden, wütend über die Situation, lerne neue Dinge und stehe jeden Tag vor neuen Herausforderungen.

Bevor ich zum OHF kam, reiste und arbeitete ich in Ländern, aus welchen Menschen geflohen sind, um nach Europa zu kommen. Dies steigerte mein Bedürfnis nach Griechenland zu kommen und Freiwilligenarbeit zu leisten. Ich möchte den Leuten behilflich sein wenn sie versuchen, Europa zu erreichen, so wie sie mir geholfen haben, als ich in ihren Ländern herumgereist bin. Verloren, ein bisschen verängstigt, desorientiert und ohne Geld im Iran, in Kurdistan, Marokko, Libanon, Ägypten, Senegal und anderen Ländern. Ich will etwas zurückgeben von dem, was ich so herzlich empfangen habe in Häusern anderer Leute weit weg von meiner Heimat.
Im OHF zu sein fühlt sich immer noch ein bisschen an wie Reisen. Ich komme in Kontakt mit anderen Kulturen, lerne verschiedene Tänze, probiere exotisches Essen, verstehe neue Sprachen, treffe neue Leute aus unterschiedlichster Herkunft und schliesse neue Freundschaften.

Was mich hier hält ist der Teamgeist, das Lächeln der Menschen, die Verbundenheit und gegenseitige Akzeptanz, der Kampf für Menschenrechte und Hoffnung für bessere Tage.”

Wir können uns das OHF nicht ohne Julias' durchdachte Entscheidungen, ihr intelligentes Lachen und ihre schöne Seele vorstellen. Julia hat jetzt mit dem Fernstudium begonnen, studiert Sozialarbeit - und arbeitet dabei weiter beim OHF!

Danke, Julia, dass du bist, wer du bist, dass du dich für das Richtige eingesetzt hast und dass du dein Lächeln mit uns teilst!

«Koordinator zu sein ist einfach. Es ist wie Fahrradfahren. Ausser, dass das Fahrrad brennt - du brennst - alles brennt.»
(unbekannt)

Neuigkeiten aus dem Community Center

Wie du im letzten Newsletter lesen konntest, sitzen derzeit hauptsächlich Menschen mit afghanischem Hintergrund auf Lesbos fest. Dennoch können wir wieder demographische Veränderungen beobachten, da aktuell wieder mehr Menschen aus dem Kongo ankommen. Das OHF steht für Diversität, deshalb versuchen wir immer Menschen aus allen Regionen in unser Helfer-Team aufzunehmen.

Tag der afrikanischen Kultur
Was für ein Tag!
Am Freitag, den 18. Juli, feierten wir im One Happy Family die Vielfalt der afrikanischen Kulturen mit einer Reihe von Konzerten, Tanzshows, Theaterstücken, Dichterlesungen und Workshops. Künstler aus Somalia, Ghana, der DR Kongo, Kamerun, Algerien, Simbabwe, Burkina Faso und Guinea haben sich mit unseren Freiwilligen zusammengetan, um die Schönheit und Vielfalt der afrikanischen Kulturen zu feiern, aber auch um sie mit unseren Besuchern aus anderen Teilen der Welt zu teilen. Vom Tanz im Ndombolo-Stil bis hin zu traditionellem Flechten, zeitgenössischer Kunst an unseren Wänden und westafrikanischem Fufu in der Küche, One Happy Family sagte es laut und stolz: Diesmal für Afrika!
Da im Moment viele Flüchtlinge aus verschiedenen afrikanischen Ländern auf Lesbos ankommen, wollten wir, dass sich die neu Ankommenden willkommen fühlen und bestehende Gemeinschaften mehr über die Kulturen des afrikanischen Kontinents erfahren. Das Verständnis für kulturelle Unterschiede ist der Schlüssel zu einem friedlichen und respektvollen Zusammenleben. Ausserdem gibt es nichts Schöneres als zu den Rhythmen kamerunischer und kongolesischer Musik zu tanzen, um Spannungen zwischen den Gemeinschaften abzubauen, neue Freunde zu finden und für einen Moment den Stress des täglichen Lebens im Lager zu vergessen!
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Notfalltrainings und Risikominimierung im OHF
Wie bereits erwähnt, gab es bisher keine Buschfeuer. Da wir letztes Jahr jedoch einen Brand erlebt haben, haben wir in diesem Jahr versucht eine Sicherheitszone um unser OHF-Gelände herum vorzubereiten: Es gibt jetzt eine 10 Meter lange Zone, in der Bäume und Sträucher entfernt wurden.
Wir hatten auch wieder Sicherheitstrainings: In einem Workshop ging es um die Brandbekämpfung, der andere war eine Erste-Hilfe-Ausbildung. Mit diesen Vorbereitungen können wir nicht nur das OHF sichern, sondern auch jeder, der im OHF arbeitet, lernt über diesen wichtigen Themen und kann das Wissen in seinen Gemeinschaften verbreiten.
Ein dritter Teil an diesem Tag der Workshops war ein Vortrag über die Beschaffung von einer AFM, der griechischen Steuernummer. Die Menschen benötigen diese Nummer und die AMKA (Sozialversicherungsnummer), um angestellt werden zu können.

Sportlich auch im Sommer
Unser Sportpartner Yoga and Sports for Refugees (YASR) bietet seine Kurse über den ganzen Sommer an. Laufen, Kickboxen, Muay Thai, Yoga, Fussball, Afro-Tanz, Ringen, Bodybuilding, Parkour, aber auch spezielle Kurse nur für Frauen, Yoga, Fitness und Boxen, Schwimmen.... sie haben über 150 Leute, die jeden Tag zum Sport kommen!
Ausserdem nahmen oft Teams an Rennen rund um die Insel Lesbos teil - und gewannen bereits eine ganze Reihe von Medaillen und Pokalen, Bravo! Auch die LäuferInnen, die bereits auf dem Festland sind trainieren weiter und nehmen an Rennen teil.
Zudem ist das Team von YASR zusammen mit den spanischen Rettungsschwimmern Proem-Aid für die sehr beliebten Schwimmkurse für Männer und Frauen wieder ins Wasser gegangen!

Webinare
Zwei Professoren der Universität der Ägäis kommen einmal pro Woche zum OHF und machen verschiedene Webinare, um die Integration von Geflüchteten zu unterstützen. Die Themen reichen von der Erstellung eines Lebenslaufs, der Arbeitssuche, dem allgemeinen Asylrecht bis hin zu Umweltthemen.
Ihr Ziel ist es, hochqualifizierte Mitarbeiter zu finden, die sie in ihre Universitätsprogramme aufnehmen können.

Bild des Monats

Herzlichen Glückwunsch: One Happy Family hat einen neuen Baby-Bruder!
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Im Oktober letzten Jahres, vor nur neun Monaten, war das Lavaprojekt nur ein Funkeln im OHF-Auge. Es hatte weder einen Namen noch einen Ort, aber es hatte definitiv einen Zweck. Nur 4 Kilometer von unserem geschäftigen und fröhlichen Gemeinschaftszentrum entfernt, liegt eine der hässlichsten Narben auf dem Gewissen Europas, das berüchtigte Flüchtlingscamp Moria. Die Bedingungen in Moria sind allgemein bekannt und seit vielen Jahren hält dieses Camp die zweifelhafte Position das Schlechteste in Europa zu sein.

Die Hygiene- und Sauberkeitsstandards liegen weit unter den akzeptablen Werten, und Überbelegung und Mangel an grundlegenden Einrichtungen führen zu vielen körperlichen und psychischen Gesundheitsproblemen. Abhängig von der Bevölkerungszahl, die von 4-7.000 variiert, benutzen 70 -120 Personen eine Toilette oder Dusche.
Eines der Hauptprobleme ist die Unfähigkeit, Kleidung und Bettwäsche sauber zu bekommen (daher ist Krätze ein grosses Problem in Moria), und in diesem Sinne wurde unser kleiner Bruder geboren. Die neue unabhängige NGO und OHF-Partner wird von einem unserer langjährigen Freiwilligen geleitet und befindet sich im Dorf Moria, auf halbem Weg zwischen OHF und dem Moria-Camp.

Das Lava-Projekt ist ein kostenloser Massen-Wäscheservice für die Bewohner des Moria-Camps. Mit der Unterstützung anderer NRO-Partner, die uns unterstützen, gehen wir zunächst auf die Bedürfnisse der gefährdeten Menschen ein - alleinerziehende Mütter, alleinstehende Frauen und unbegleitete Jugendliche.
Erst vor vier Wochen haben wir unsere ersten wackeligen Schritte gemacht und in diesen Wochen 450 grosse Säcke Wäsche gewaschen. Sobald wir unsere neue Stromversorgung angeschlossen und alle unsere Maschinen installiert haben, sollten wir in der Lage sein, die Wäsche von 3.000 Kunden pro Monat anzunehmen.
Wir sind nicht allein in diesem Unternehmen - mit erstaunlicher Hilfe von Help Refugees, Together for Better Days, Help International und Movement on the Ground und weiteren Partnern, die wir bei unserer Expansion gewinnen konnten, werden wir bald ein echtes Bedürfnis erfüllen, die schrecklichen Lebensbedingungen in diesem Alptraumcamp zu verbessern.
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Impressum
Inhalt: Capucine Coninx, Ross Ireland, Fabian Bracher, Jael Tobler
Datum: 26.7.2019
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