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One Happy Family

Juli 2020

Die Lage auf Lesbos und in Griechenland

Situation in Griechenland bezüglich Covid-19
Durch Beschluss der Minister für Katastrophenschutz, Gesundheit sowie Einwanderung und Asyl werden die Massnahmen gegen die Ansteckung mit und die Verbreitung von COVID-19 für alle Personen in den Aufnahme- und Identifizierungszentren (RICs) auf dem gesamten griechischen Staatsgebiet sowie in den Unterbringungsstrukturen Ritsona, Malakasa und Koutsohero-Larissa, bis zum 5. Juli 2020 verlängert.
Gleichzeitig können Touristen und ausländische Reisende seit dem 15. Juni wieder nach Griechenland reisen.
Die griechischen Behörden entschieden sich somit für eine weitere ungerechtfertigte Verlängerung der restriktiven Massnahmen, die nur auf die Bewohner*innen der Flüchtlingscamps abzielt. Die Restriktionen stellen eine reale Bedrohung für die Bewohner*innen der Camps dar: Sie leben unter harten und unmenschlichen Bedingungen, verfügen über keine bis wenig sanitäre Einrichtungen und haben keinen Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen und Unterstützung ausserhalb des Camps. Trotz des Fehlens von COVID-19-Fällen innerhalb des Camps werden sie ohne angemessene Rechtfertigung "inhaftiert".

Wir haben deshalb zusammen mit Europe Must Act und vielen anderen NGOs, die derzeit in Griechenland tätig sind, eine Erklärung an die zuständigen Minister der griechischen Regierung unterzeichnet.
Mehr Informationen: https://de.europemustact.org/post/joint-statement-on-the-extension-of-restrictive-measures-for-asylum-seekers
Europe Must Act_Restrictions_Lockdown_Covid
Geschlossene Camps
Alle bestehenden Camps in Griechenland sollen durch einen Beschluss der Zentralregierung in geschlossene Strukturen umgewandelt werden. Insbesondere Moria wird aufgrund seiner Einzigartigkeit in eine geschlossene Struktur umgewandelt werden, wie Charalambos Athanassiou in der Zeitung Politika erklärte. Dies wird so lange der Fall sein, wie Personen von der türkischen Küste nach Griechenland kommen. Nach einem Stopp dieser Ströme könne die Regierung neu überdenken, wie Athanassiou sagte.

Ausweisung von mehr als 8'000 anerkannten Flüchtlingen
Mehr als 8'000 anerkannte Flüchtlinge, die aus Camps und anderen Regierungseinrichtungen auf den Inseln ausgewiesen wurden, machten sich auf den Weg nach Athen und campierten am Victoria-Platz in Athen. Unter diesen vielen schutzbedürftigen Menschen befanden sich auch Familien und kleine Kinder. Dies geschah, als die griechische Regierung vor kurzem beschloss, die Fortsetzung der "Unterbringungs"-unterstützung und der Geldunterstützung für anerkannte Geflüchtete auf einen Monat nach Erhalt ihres Asyls zu reduzieren.
Nach Tagen unter der heissen Sonne und Nächten in den Parks brachte die Polizei einige Menschen von der Strasse ins Lager Eleonas. Wieder unzureichende Unterstützung und unmenschliche Bedingungen. Andere Menschen sind immer noch auf den Plätzen von Athen ohne Geld, Essen und Wohnungen. Der Minister erklärte, diese Menschen hätten sich an das HELIOS-Programm wenden und versuchen sollen, ein Zuhause zu finden. Aber jeder, der an einem dieser Prozesse beteiligt ist, weiss, wie schwierig dies ist und wie lange dieses Verfahren dauern kann. Griechische Bürger haben selbst Schwierigkeiten, Arbeit und eine Wohnung zu finden. Aber während sie sich auf Familienmitglieder verlassen können, die sie unterstützen, und auf eine vertraute Umgebung und Sprache, können Geflüchtete dies nicht.

Ankünfte von Booten
Seit dem 27. Juni ist eine Zunahme der Bootsankünfte auf den Inseln zu verzeichnen. Insgesamt kamen 9 Boote mit 261 Personen auf den Inseln an, davon sieben auf Lesbos. 57 Boote mit 1.930 Personen wurden von der türkischen Küstenwache aufgehalten. Mit der Zunahme der Boote, die versuchten die Ägäis zu überqueren, haben wir auch eine Zunahme der Gewalt seitens der griechischen und türkischen Küstenwache sowie von Frontex erlebt.

Pushbacks als neue Strategie?
Sowohl das UNHCR als auch die IOM haben die griechische Regierung aufgefordert, Berichte über staatliche Pushbacks durch die griechische Küstenwache zu untersuchen. Pushbacks sind ein völlig illegales Manöver der Grenzkontrolle.
Der Spiegel hat Beweise veröffentlicht, aus denen klar hervorgeht, dass Pushbacks stattgefunden haben und dass Boote in Seenot ignoriert wurden. Es gibt auch Berichte über die Zerstörung von Bootsmotoren und das Zwingen von Menschen auf unsichere Rettungsflösse. Am 13. Juni blieb ein in Seenot geratenes Boot mit 32 Menschen stundenlang auf dem Wasser, bis es schliesslich nach Lesbos gebracht wurde. Es besteht eine gegenseitige Schuldzuweisung der griechischen Küstenwache an die türkische und umgekehrt. Türkische Medien berichteten über die Rettung von Menschen, die von der griechischen Küstenwache zurückgedrängt wurden.
Am 29. Juni verschwanden vier Menschen und starben möglicherweise nach einem Pushback der griechischen Küstenwache. Obwohl Beweise vorhanden sind, hat es keine verurteilende Erklärung der Europäischen Union zu dieser Angelegenheit gegeben.

Der schwimmende 2,7 km lange Zaun, der Anfang dieses Jahres angekündigt wurde, ist dem griechischen Verteidigungsministerium übergeben worden.

Neuigkeiten aus dem Community Center

Wiederaufbau One Happy Family
Wie du in unserem letzten Newsletter sehen konntest, ging der Wiederaufbau und vor allem der Neuanstrich unserer Haupthalle weiter. Alles ist nun wieder hell erleuchtet. Hier einige Impressionen:
view from office
main hall 2
the nest
view to the offices
Main hall
Wiedereröffnung vom OHF
Leider ist aufgrund so vieler Unbekannter von den COVID-19-Beschränkungen bis hin zu den Regierungsbeschränkungen, wie der ständigen Abriegelung in Moria und Kara Tepe, immer noch keine Entscheidung für die Wiedereröffnung möglich. Dennoch hoffen wir, wenn alles gut geht, zumindest einige Aktivitäten in kleinen Gruppen im Juli zu starten und Ende Juli für die Besucher*innen zu öffnen, aber wir müssen zuerst abwarten und uns den Regelungen anpassen.

Wie wird das OHF nach der Wiedereröffnung aussehen?
Während dieser langen obligatorischen Pause nutzte unser Koordinationsteam zusammen mit dem Vorstand die Gelegenheit, sich anzuschauen, was funktioniert, was nicht funktioniert, was verbesserungsbedürftig ist usw. und wie wir im Allgemeinen vorgehen möchten. One Happy Family wird somit umstrukturiert werden.
Unser geliebtes Gemeinschaftszentrum ist und bleibt das Herzstück. Aber es ist notwendig, die Zahl der Besucher*innen zu begrenzen, um das Team nicht zu überfordern und um alles, was wir tun, besser zu machen.
Unsere ehemaligen Helfer*innen werden jetzt Community Volunteers genannt. Der Plan ist ihnen in Zukunft besser organisierte Sprachkurse und mehr Kompetenztrainings und Integrationsberatung anzubieten und wieder mehr Kontakt mit jeder einzelnen Person haben zu können - mit der Menge an Besucher*innen und Community Volunteers, die wir vor noch anfangs Jahr hatten, war dies einfach nicht mehr möglich.

Und unsere magische Küche?
Wir bedauern sehr, mitteilen zu müssen, dass es uns rechtlich nicht möglich sein wird, weiterhin im OHF zu kochen. Die Verteilung von Lebensmitteln ist jedoch eine Möglichkeit, und wir arbeiten derzeit an der Umsetzung dieser Option; wir sind jedoch noch immer nicht sicher, ob und für wie viele Menschen wir das tun können.
Selbst wenn wir am Ende keine Lösung finden können, um unseren Besucher*innen ein Mittagessen zu servieren - was wir wirklich versuchen -, werden wir unseren Freiwilligen mit Sicherheit weiterhin Frühstück und Mittagessen zur Verfügung stellen.

Und internationale Freiwillige?
Gegenwärtig nehmen wir keine neuen internationalen Freiwilligen auf, aber wir hoffen, dies ab September tun zu können. Ziel ist es, die Arbeit mit unseren Freiwilligen, die bereits vor Ort sind, fortzusetzen und ausserdem werden einige weitere Freiwillige längerfristig auf die Insel kommen. Diese sind dann in der Lage sich vor Beginn ihrer Freiwilligentätigkeit in die Selbst-Quarantäne zu begeben. Wir werden euch weiterhin über unsere Social Media sowie im Newsletter darüber informieren, wann und unter welchen Bedingungen wir wieder Bewerbungen von internationalen Freiwilligen annehmen werden.
Impressum
Inhalt: Jael Tobler
Datum: 1.7.2020
One Happy Family | https://ohf-lesvos-org | info@ohf-lesvos.org | @ohflesvos
CH23 0079 0016 9736 1524 7 (CHF) | CH36 0079 0016 9737 1172 2 (EUR)
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