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One Happy Family

April 2020

Da die Situation auf Lesbos weiterhin über jeder möglichen Belastungsgrenze liegt, ist unser Newsletter auch diesen Monat anders.
Wir möchten euch über die aktuelle Situation und die Geschehnisse auf der Insel und in Bezug auf One Happy Family im März informieren.

One Happy Family aufgrund von Spannungen und Brand temporär geschlossen

Wie im letzten monatlichen Newsletter angekündigt, mussten wir unser Gemeinschaftszentrum Ende Februar aufgrund der Spannungen auf der Insel schliessen. Es war geplant, zu Beginn dieses Monats wieder zu eröffnen. Aber das konnten wir wegen eines Brandes Anfang März nicht tun.
7. März, Feuer bei One Happy Family
Am 7. März wurden das Schulgebäude und die beiden Hauptbüros von One Happy Family durch ein Feuer vollständig zerstört.
Dies war unsere Erklärung in unseren Sozialen Medien am Tag danach:

«Es sind nicht Gebäude, die niedergebrannt sind.
Es ist ein Teil eines Ortes der Hoffnung und Solidarität, der durch dieses Feuer zerstört wurde.

Mit gebrochenem Herzen teilen wir euch mit, dass das Schulgebäude vollständig abgebrannt ist. Unser Partner The International School of Peace betreibt die dortige Kinderschule - damit die Kinder, die auf Lesbos festsitzen, eines ihrer Grundrechte haben: Bildung. Immer mit Würde und Respekt. Ein Grundrecht, das ihnen in Moria nicht zugestanden wird.
Gleichzeitig fand täglich Unterricht für Erwachsene statt - damit die Menschen einen Zweck, ein Ziel haben und, wie unser Direktor der Erwachsenenschule Abdul es formulierte, "etwas Nützliches tun können, während sie warten". Während des Wartens, manchmal jahrelang, in einem überfüllten europäischen Flüchtlingslager.

Unsere beiden Hauptbüros, das Büro des Koordinationsteams und das Büro der HelferInnen, brannten ebenfalls vollständig ab. Diese Büros waren das Herzstück des geschäftigen Gemeinschaftszentrums - Orte, an denen jeder willkommen war, an denen die Visionen vom OHF geformt und an den Wänden vermerkt wurden - "Menschlichkeit wird siegen!» Wo alle unsere HelferInnen einen besonderen Platz hatten, indem ihr Bild an der "Wall of Fame" angebracht wurde. Liebe ehemalige HelferInnen, eure Bilder sind weg, aber ihr alle seid immer in unseren Herzen, vergesst das nie!

All die zerstörten Dinge sind verheerend, es wird einige Zeit dauern, bis wir uns erholen und OHF wieder zugänglich machen können, aber es gibt eine sehr wichtige Botschaft, die wir teilen wollen:

Wir sind immer noch schockiert über die Bilder vom OHF und der School of Peace in Flammen.
Wir sind begeistert über all eure freundlichen Worte und Botschaften.
Niemand wurde verletzt, und wir wissen immer noch nicht, wie das Feuer ausgebrochen ist.
Aber was wir jetzt wirklich brauchen, sind nicht nur eure freundlichen Worte und eure finanzielle Unterstützung.
Wir brauchen keinen Zorn oder Hass.
Was wir brauchen, ist eine politische Veränderung!

Die wahren Opfer sind die Menschen, die in Europa Sicherheit suchen.
Die Menschen auf den Inseln der Ägäis.
All die Menschen, die seit Jahren unter unmenschlichen und ungesetzlichen Bedingungen gefangen sind!
Und auch die Einheimischen auf den Ägäischen Inseln, die alleine gelassen werden.

Wir brauchen euch alle, um aufzustehen und für ein menschenwürdiges europäisches Asylsystem, für Freizügigkeit für alle und für #Safepassage zu kämpfen!
Wir werden uns nicht aufhalten lassen.
One Happy Family ist ein Ort der Hoffnung und Solidarität - wir werden unsere Arbeit fortsetzen und uns davon nicht aufhalten lassen.
Europa muss handeln!»
Erklärung der Polizei: Es war Brandstiftung
Lies hier die Erklärung, die wir am 21. März auf unseren sozialen Medien abgegeben gepostet haben:
Am Abend des 20. März «veröffentlichte die griechische Polizei von Mytilini eine Pressemitteilung, die besagt, dass das Feuer, das am 7. März 2020 ausbrach, organisierte Brandstiftung war. Sie identifizierten 3 Personen - zwei Ausländer und eine Person mit einem griechischen Pass". ( https://bit.ly/3dj7wB6 )

Wir stehen derzeit in engem Kontakt mit unserem Anwalt und werden ein Update geben, sobald wir mehr Informationen von den Behörden erhalten. Vor der Pressemitteilung waren wir nicht über die Ergebnisse der laufenden Ermittlungen informiert worden; daher haben wir keine weiteren Informationen darüber, was genau passiert ist, wer die Täter sind und was ihre Motive waren.

Aber wir wissen jetzt, dass es ein Brandanschlag war. Ein Anschlag auf eine Struktur der Solidarität und Hoffnung. Auf eine Schule, die in den letzten drei Jahren rund 5'000 Kindern Zugang zu Bildung verschafft hat.

Die International School of Peace (ISOP), ein Partner des One Happy Family Community Centres vor Ort, wurde durch die Zusammenarbeit von der Hashomer-Hatzair-Life-Bewegung und der Ajyal-Bewegung gegründet: "Wir sind Pädagogen und LehrerInnen, Juden und Araber. Wir sind alle in israelischen Jugendbewegungen aufgewachsen, bei denen wir gelernt haben, dass jeder Einzelne von uns eine Verantwortung für die Gesellschaft, in der wir leben, und für die Welt, zu der wir gehören, hat. »

Die School of Peace und One Happy Family bilden zusammen eine Gesellschaft, in der wir Rassismus, Hass und Angst voreinander überwinden: Indem wir einander kennen lernen und zusammenarbeiten.

Eine Schule, die International School of Peace, niederzubrennen, bedeutet nicht nur die Zerstörung eines Gebäudes, sondern einen Angriff auf eine Einrichtung, die vielen Menschen einen sicheren Raum bietet, einen Ort, der die Einhaltung grundlegender Menschenrechte garantiert. One Happy Family - mit allen Partnerorganisationen - ist ein friedlicher, farbenfroher und aktiver Ort, an dem alle Menschen Ziele haben und erreichen können, damit sich Menschen sicher fühlen, respektiert werden, lernen und in Würde lehren können. Es ist ein Ort, der gemeinsam geschaffen wurde, wo wir uns gegenseitig unterstützen und an dem Menschenrechte nicht verhandelbar sind. Es ist ein Ort, der Normalität bietet, die vielen Menschen unrechtmässig weggenommen wird. Aber es ist nicht nur One Happy Family, es ist nicht nur ein Ort, und es ist nicht nur auf Lesbos, es gibt eine grosse Bewegung der Solidarität und Hoffnung auf der ganzen Welt mit der Entschlossenheit, für Menschenrechte, Gleichheit und Gerechtigkeit zu kämpfen.

Dieser Vorfall von Hass und gegen die Solidarität ist nur der jüngste Angriff auf diese Struktur der Solidarität und die Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten. In den letzten Wochen eskalierte die Situation dramatisch: Flüchtlinge, Freiwillige, Journalisten und Journalistinnen und lokale Solidaritätspersonen wurden von rechtsextremen Gruppen angegriffen. Bereits in den Monaten und Jahren davor, war die Situation auf den Ägäischen Inseln, an den Grenzen im Norden Griechenlands und in ganz Griechenland an einem Bruchpunkt und im Ausnahmezustand. 20'000 Menschen stecken in dem Camp Moria auf Lesbos unter desolaten und gefährlichen Bedingungen fest, viele weitere auf anderen Inseln. Die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen, die Aussetzung des Rechts auf Asyl in Griechenland, die illegalen Rückschübe und die Gewalt, die eingesetzt wird, um Menschen am Überschreiten der Grenzen zu hindern, sind weitaus schlimmer als die Schäden an den Gebäuden von One Happy Family und The International School of Peace. Diese systematische Gewalt dauert an und wird beobachtet - mit dem Wissen und der Akzeptanz der Europäischen Union.

Die Situation auf Lesbos, den anderen Inseln der Ägäis, an der Nordgrenze zur Türkei, im zentralen Mittelmeer, in Spanien und Italien ist das Ergebnis der vernachlässigten EU-Migrationspolitik der letzten Jahre und der sozialen Ungerechtigkeit in der ganzen Welt. Anstatt Lösungen zu finden, hat die Europäische Union Griechenland mit dieser Situation allein gelassen. Europa muss jetzt handeln, die Ägäischen Inseln evakuieren und die Menschen umsiedeln, bevor Covid-19 die Lager erreicht. Die EU muss Menschen, die Sicherheit suchen, sichere Fluchtwege ermöglichen, dafür sorgen, dass die Menschenrechte und die Rechte gemäss der Genfer Konvention für jeden Menschen respektiert und gewährt werden, und sicherstellen, dass jede/r sicher und in Würde leben kann.

Bitte unterzeichne die folgenden Petitionen und verbreite sie:
#EuropeMustAct: http://chng.it/gmtfKXkSh2 (diese ist bereits abgeschlossen)
#LeaveNoOneBehind: https://www.change.org/p/alle-menschen-leavenoonebehind-jetzt-die-corona-katastrophe-verhindern-auch-an-den-außengrenzen

All die Solidarität und die Botschaften, die wir erhalten haben, haben uns gezeigt, dass wir nicht allein sind und dass wir gemeinsam stärker sein werden: Menschenrechte sind nicht verhandelbar.
Efxaristo und danke an unsere Nachbarn und Nachbarinnen, unsere lokalen Lieferanten und UnterstützerInnen, unsere HelferInnen, unsere Partnerorganisationen, unsere Freiwilligen und alle unsere UnterstützerInnen in der ganzen Welt!
Danke an alle Partnerorganisationen vor Ort, die Seite an Seite geholfen haben, diese Gemeinschaft aufzubauen, zu betreiben und zu schaffen.»

Bis jetzt war unser Anwalt wegen der Ausgangssperre von Covid-19 in Griechenland nicht in der Lage, den vollständigen Polizeibericht zu erhalten. Wir warten immer noch auf diese Informationen.

Neuigkeiten aus dem Gemeinschaftszentrum

Regelmässige Treffen
Nach dem Brand war es für uns als Team noch wichtiger, regelmässig Kontakt zu haben. Wir arrangieren derzeit immer wieder Zusammenkünfte und Meetings und treffen uns mit dem Koordinationsteam und dem Vorstand von One Happy Family, aber auch mit den Koordinatoren/Koordinatorinnen der School of Peace (siehe Titelbild).
Auch wenn die Ausgangssperre und die aktuelle Situation auf der Insel alles verlangsamt hat: Wir sind bereit, gemeinsam die Aufräumarbeiten des Schulgebäudes zu beginnen, dieses wiederaufzubauen und das Hauptgebäude so schnell wie möglich zugänglich zu machen.
One Happy Family wird nie mehr dieselbe sein, der Schatten des Feuers wird immer präsent sein. Aber solange dieser Ort auf der Insel Lesbos gebraucht wird, werden wir - zusammen mit all unseren erstaunlichen HelferInnen und UnterstützerInnen auf der Insel - unser Bestes geben, um One Happy Family so schnell wie möglich wieder bunt und lebendig zu machen!

Updates zum Fortschritt der Aufräumarbeiten und des Wiederaufbaus
Das abgebrannte Areal der School of Peace muss vollständig abgerissen werden, bevor wir diesen Teil des Geländes wieder nutzen können. Eine lokale Baufirma wird dies, sobald es möglich ist, tun.
Gleichzeitig arbeitet unser örtlicher Elektriker und wunderbarer Wartungsfreund Michalis zusammen mit Faraz, unserem Schreiner, daran, die Strom- und Wasserversorgung im OHF wiederherzustellen.
Sobald dies abgeschlossen ist und sobald die griechische Regierung die Erlaubnis erteilt, das gesamte Gebiet reinigen zu können, ist unser Team vor Ort bereit, dies zu tun. Wie immer mit einem Lächeln und mit dem Willen, das OHF so schnell wie möglich zugänglich zu machen.
Wie genau OHF nach der Wiedereröffnung aussehen und sein wird, ist noch ungewiss.
cleaning OHF

Die Situation auf Lesbos

Anzahl der in den Camps festsitzenden Personen
Am 25. März sassen 19.283 Personen im RIC Moria fest. Auf Samos leben 7.264 Personen in Vathy. Auf Chios 5.363, 2.118 in Leros und 2.969 auf Kos. Es sei daran erinnert, dass die offizielle Kapazität für alle diese Lager zusammen 6'095 Plätze beträgt. Die aktuelle Belegung beträgt 36'997. Die Gesamtzahl der Asylsuchenden auf den Inseln – Menschen die in, wie oben erwähnt, und ausserhalb der Hauptcamps leben - beträgt 40'703 (offizielle Zahlen des Ministeriums für Bürgerschutz, Griechische Republik).

Griechenland setzt Asylrecht aus
Griechenland hat beschlossen, dass das Recht auf Asyl ab dem 1. März für einen Monat ausgesetzt wird und keine Asylanträge bearbeitet werden. Regierungssprecher Stelios Petsas fügte hinzu, dass die Migranten und Migrantinnen nach Möglichkeit sofort und ohne Registrierung zurückgeschickt werden sollen. Dieses Verfahren verstösst eindeutig gegen internationales und europäisches Recht. Die Europäische Union reagierte nur zögerlich und die EU-Exekutive warnte Griechenland, das Recht auf Asyl aufrechtzuerhalten. Das UNHCR stellte klar, dass Griechenland kein Recht hat, die Annahme von Asylanträgen einzustellen.

Neuankommende Personen auf Lesbos nach der Aussetzung des Asylrechts
Die Menschen, die nach der griechischen Erklärung, dass das Recht auf Asyl ausgesetzt ist, ankamen, mussten an den Stränden oder Häfen bleiben, an denen sie ankamen. Viele wurden in den Hafen von Mytilini gebracht, wo sie abgesperrte Bereiche nicht verlassen durften. Einige, vor allem Familien, wurden auf ein Schiff der griechischen Marine verlegt, das zu diesem Zweck nach Lesbos kam. Nach einigen Tagen wurden diese Menschen in geschlossene Camps im Norden des griechischen Festlandes gebracht.

Feuer in Moria
Am 16. März brach in Moria RIC ein grosses Feuer aus. Ein 6-jähriges Mädchen starb und die Unterkünfte von fast 200 Menschen wurden zerstört. Uns fehlen die Worte, um unsere Trauer und unseren Zorn über diese Tragödie zu beschreiben. Wir unterstützen voll und ganz die Erklärung von Stephan Oberreit (MSF Griechenland), der sagt: "Die europäischen und griechischen Behörden, die weiterhin Menschen unter solch unmenschlichen Bedingungen einsperren, tragen eine Verantwortung für die Wiederholung dieser dramatischen Episoden. Wie oft müssen wir die tragischen Folgen dieser unmenschlichen Eindämmungspolitik noch sehen, bevor wir die Menschen dringend aus der Hölle von Moria evakuieren.»
(https://www.theguardian.com/world/2020/mar/16/child-killed-in-lesbos-refugee-camp-fire)
Das Feuer könnte von einem Gasherd ausgegangen sein, der oft die einzige Möglichkeit für die Menschen ist, Essen zuzubereiten.

Die Lager auf den Inseln wurden abgeriegelt
Mindestens bis zum 21. April sind die Camps im Lockdown. Das bedeutet, dass keine BesucherInnen - auch keine MitgliederInnen von NGOs und Agenturen - in die Camps gehen dürfen. Alle besonderen Aktivitäten in den Camps wie Schulen, Bibliotheken und Trainingsbereiche, werden ebenfalls ausgesetzt.
Menschen, die in Moria RIC leben, dürfen das Lager nur in einer Gruppe von maximal 100 Personen verlassen. Nur 1 Mitglied pro Familie kann sich in die Stadt begeben, um die notwendigen Vorräte und Gegenstände zu holen.

Ausgangssperre für BewohnerInnen von Lesbos
Die EinwohnerInnen von Lesbos dürfen ihre Häuser nicht mehr verlassen. Nur noch aus bestimmten Gründen wie des notwendigen Weges zur Arbeit, zum Supermarkt usw. ist das Verlassen des Hauses erlaubt. Diese Massnahme ist derzeit bis zum 6. April angekündigt, wird aber wahrscheinlich verlängert.

Prozess gegen Bewohner von Lesbos nach Angriff auf NGO-MitarbeiterInnen
Sieben Einwohner mussten sich einem Prozess stellen, weil sie NGO-MitarbeiterInnen auf Lesbos angegriffen hatten. Sie wurden unter Vorwürfen wie der Ruhestörung, Beschimpfungen und Körperverletzung der beiden HelferInnen für schuldig befunden.
Auch auf Samos wurden BewohnerInnen identifiziert und wegen Vandalismus und Brandstiftung verhaftet.

Nicht offiziell wohnhafte BewohnerInnen können nicht mehr auf die Inseln
Um zu verhindern, dass Covid-19 die Inseln erreicht, beschloss die griechische Regierung, dass nicht ständig ansässigen Personen der Zugang zu den Ägäischen Inseln verwehrt wird. Ein weiterer Grund ist die Sorge, dass das Gesundheitssystem auf den Inseln nicht in der Lage wäre, viele Menschen zu versorgen. Diese Massnahme wird derzeit nur bei Bootsfahrten, nicht bei Flügen angewandt. Aber die Flüge zu den Inseln wurden massiv reduziert.

Was ist, wenn Covid-19 die Camps erreicht?
Bis heute, 30. März, wurden auf Lesbos 5 Fälle von Covid-19-Infektionen bestätigt, eine der Personen war im medizinischen Bereich tätig. An Covid-19 starb bisher eine der Infizierten. Bislang wurde kein Fall aus den Camps Moria oder Kara Tepe gemeldet.

Wenn das Corona-Virus die Camps auf den Ägäischen Inseln, zum Beispiel Moria, erreicht, wird dies zu einer humanitären Katastrophe führen. Die Bedingungen sind keineswegs geeignet, die Empfehlungen von medizinischen Akteuren aus aller Welt zu folgen.
Es gibt nur etwa 400 Wasserhähne und es ist keine Seife verfügbar. Es sind NGOs, die versuchen, diese Lücke zu füllen, indem sie Seife ausgeben und im ganzen Lager Handdesinfektionsmittel installieren. Die restlichen sanitären Situationen sind wie folgt: Insgesamt gibt es etwa 300 Toiletten und etwa 230 Duschen für die 20.000 Menschen in und ausserhalb von Moria RIC.
Die beengten Verhältnisse machen eine Infektionsprävention unmöglich.
"Es wäre unmöglich, einen Ausbruch in solchen Camps in Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos einzudämmen. Bis heute haben wir keinen glaubwürdigen Notfallplan zum Schutz und zur Behandlung der dort lebenden Menschen gesehen".
(Dr. Hilde Vochten, medizinische Koordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Griechenland, https://www.msf.org.uk/article/covid-19-evacuation-squalid-greek-camps-more-urgent-ever-light-coronavirus-pandemic ).

Medizinisches Zentrum ausserhalb des Camps eröffnet
Am Samstag, den 28. März, wurde ausserhalb von Moria ein medizinisches Zentrum eröffnet. Diese Einrichtung dient der ersten Beurteilung möglicher Covid-19-Fälle. Laut Kostas Moutzouris, dem Gouverneur der Region Nordägäis, wird die Einrichtung während der ganzen Woche und an den Wochenenden geöffnet sein. In den nächsten Tagen sollen solche Krankenstationen auch ausserhalb der Aufnahmezentren auf Samos und Chios eröffnet werden.

Aussetzung der monatlichen Beihilfezahlungen für AsylbewerberInnen
Am Donnerstag, den 26. März, wurden die monatlichen Zahlungen an AsylbewerberInnen von der griechischen Regierung unter dem Vorwand des Corona-Virus auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Der Grund dafür ist, dass die Geldautomaten in Mytilini und anderen Städten zu überfüllt waren. Die Menschen werden somit ihre 90 Euro monatliche Zahlung pro Person von den Vereinten Nationen nicht mehr erhalten.
Das Geld soll wieder fliessen, wenn Geldautomaten in den Camps aufgestellt werden, aber das wird wahrscheinlich nicht so rasch der Fall sein. Die Idee, Geldautomaten in den Camps zu installieren, entstand bereits vor Monaten, bisher wurde jedoch nichts unternommen, da das Verfahren komplex ist und eine hohe Sicherheit und die Zustimmung der Banken erfordert.
Die Auswirkungen ohne Zahlungen werden enorm sein: Auf die Lebensmittel, die die Geflüchteten kaufen, denn die Lebensmittelschlangen sind viel zu lang und die Mahlzeiten, die sie bekommen, sind oft ungekocht oder aus anderen Gründen nicht essbar. Auf Telefonkredite, die den Menschen ausgehen werden, was den Zugang zu Online-Informationen und den Kontakt mit ihrer Umgebung einschränken wird.

Keine Transfers bis zum 31. Mai 2020
Bis Ende Mai werden alle Überstellungen, die noch auf den endgültigen Asylentscheid warten, ausgesetzt. Die Überstellungen von Fällen, über die bereits entschieden wurde, werden, ebenso wie ESTIA (Notfall-Unterstützung für Integration und Unterbringung), vom UNHCR durchgeführt.

Was kannst du tun?

Informiere dich über die Situation und sensibilisiere Menschen für die Situation!
Wir versuchen PolitikerInnen so weit wie möglich einzubeziehen, aber wir brauchen auch deine Unterstützung.
Die Petition "Europa muss handeln" wurde von vielen von euch unterzeichnet.
Nun braucht die Petition "Lasst niemanden zurück" deine Unterstützung: https://www.change.org/p/leavenoonebehind-jetzt-die-corona-katastrophe-verhindern-auch-an-den-außengrenzen
Bitte unterschreibe und verbreite die Petition und mache - auch in Zeiten von Corona - eine klare Aussage FÜR die Menschenrechte! Du kannst dies auch durch einen kontaktlosen Protest tun:
Zusammen mit vielen anderen Organisationen appellieren wir an euch alle, ein Transparent an eurem Fenster oder Balkon anzubringen, um unsere unveränderte Forderung nach einer sofortigen Reaktion auf LASS NIEMANDEN ZURÜCK zu zeigen. Lasst uns gemeinsam gegen die Ignoranz und für internationale Solidarität Stellung nehmen! (s. z.B. Potsdam Konvoi: https://www.potsdam-konvoi.de/politische-aspekte/aufruf-zur-solidarisierung-mit-den-menschen-in-den-ueberfuellten-elendslagern-auf-den-griechischen-inseln/
und Seebrücke: https://seebruecke.org)

Unterstützung an wen?
Wenn du das OHF bei seinem Wiederaufbau, bei den laufenden Kosten wie der Miete des Platzes und bei der Arbeit, die bei einer Wiedereröffnung anfallen wird, unterstützen willst, sind wir mehr als dankbar.
Da One Happy Family vorübergehend geschlossen ist, möchten wir euch darauf aufmerksam machen, wer in dieser Notlage auch eure Unterstützung braucht:

Für medizinische Notfall-Unterstützung: Medical Volunteers International, https://medical-volunteers.org/de/

Zur Unterstützung des Olivenhains: Movement on the ground, https://movementontheground.com

Unterstützung von Organisationen, die mit Minderjährigen arbeiten: Better Days, https://www.betterdays.ngo und Synyparxi, https://m.facebook.com/groups/siniparxi/?ref=group_header&view=group und ihre Bankangaben:
SYNYPARXI’S ACCOUNT
PIRAEUS BANK BIC: PIRBGRAA
BRANCH 1355 MYTILENE
ACCOUNT NUMBER : 6355-138560-788 EUR
IΒΑΝ : GR 07 0171 3550 0063 5513 8560 788
NAME «CITIZEN’S MOVEMENT-COEXISTENCE AND COMMUNICATION IN THE AEGEAN»
VAT 099830186

Zur Unterstützung der Hygienemassnahmen: The Lava Project: https://thelavaproject.org

Zur Unterstützung bei Rechtshilfe: Legal Centre Lesvos, https://legalcentrelesvos.org

Weitere Informationen findest du auf der dazugehörigen Website. Vielen Dank für deine Unterstützung für alle Menschen auf Lesbos!
Impressum
Content: Jael Tobler
Date: 30.3.2020
One Happy Family | https://ohf-lesvos-org | info@ohf-lesvos.org | @ohflesvos
CH23 0079 0016 9736 1524 7 (CHF) | CH36 0079 0016 9737 1172 2 (EUR)
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