Gefahr von Krankheiten aufgrund von Bleikonzentrationen mitten im Winter

Lesvos: Der Winter ist eingetroffen

7’300 Menschen leben in einer katastrophalen Situation auf Lesbos, jetzt als der Winter mit Minustemperaturen, starkem Regen und Gewittern Einzug richtig gehalten hat. Das UNHCR und andere NGOs boten den griechischen Behörden Hilfe an, um die nicht zu tolerierenden Bedingungen in Moria 2.0 (Mavorouni) zu verbessern. Es stellte sich sogar heraus, dass ein Auftrag im Rahmen von über 5,2 Mio. an ein lokales Privatunternehmen vergeben wurde, um das Zeltlager im Oktober für die harten Wetterbedingungen vorzubereiten, aber die Arbeiten haben bis jetzt nicht begonnen. Stattdessen leidet Moria 2.0 noch immer unter unzureichenden Hygieneeinrichtungen, regelmässigen Überschwemmungen und Problemen beim Zugang zu sauberem Wasser und Strom. 

Es traten vermehrt Fälle auf, in denen Geflüchteten und Migrant*innen kein Rechtsbeistand bei behördlichen Asylentscheiden gewährt wurde. Dies ist eine Folge des IPA (International Protection Act), der Anfang 2020 in Kraft getreten ist und die Verfahren beschleunigen soll, aber auch den Zugang zu Rechtsbeistand und Rechtsmitteln für die Antragstellenden erschwert.

Die lokalen Anwohner*innen auf Lesvos wurden für die durch den Brand von Moria verursachten Schäden mit insgesamt 3 Mio. Euro entschädigt. 

Gefahr von Bleivergiftung

Die EU bestätigte die Gefahr, die sich unter Moria 2.0 (Mavorouni) befindet: Es hat Blei im Boden. Die griechische Regierung bestätigte dies, beharrt aber darauf, dass die Konzentration unter den gefährlichen Werten liegt. Ärzte ohne Grenzen (MSF) sagt jedoch, dass selbst niedrige Bleikonzentrationen Krankheiten hervorrufen, einschliesslich dauerhaften Schäden des Nervensystems, und besondere Risiken für die Gehirne von Kindern und für die fötale Entwicklung bergen. Eine zusätzliche Schicht aus Kies, Sand und etwas Beton soll die Gefahr vermindern, was natürlich eine Farce ist. Wir fordern menschenwürdige und gesunde Lebensbedingungen für alle, die jetzt in dem provisorischen Lager leben! 

Massive Verschlechterung der psychischen Gesundheit

Eine von drei Personen in den Lagern auf Samos, Lesvos und Chios hat Selbstmordgedanken. Dies fand eine Studie des IRC heraus. Diese Gedanken sind nicht nur Folgen des fast einjährigen Lockdowns in den Flüchtlingscamps, sondern auch Folge der jahrelangen Isolation und erzwungenen Untätigkeit. Die EU bestätigte die Bereitstellung von 25 Mio. Euro zur Verbesserung der medizinischen Versorgung in den Flüchtlingslagern in ganz Griechenland. Angesichts der aktuell schlechten Versorgungslage, insbesondere der fast fehlenden psychologischen Betreuung, ist dies ein Tropfen auf den heissen Stein für die 50’000 Geflüchteten, die offiziell in ganz Griechenland leben. 

Geschlossene, kontrollierte Zentren

Auf Lesvos ist der Bau neuer geschlossener und kontrollierter Aufnahmestrukturen in der Nähe von Vastria geplant, aber es gibt starken Widerstand der Einheimischen gegen diesen Standort. Auf Samos ist der Bau einer solchen Struktur am weitesten fortgeschritten und soll bis März abgeschlossen sein.

Keine Berichterstattung mehr aus den Camps

Das von der griechischen Regierung im Dezember letzten Jahres eingeführte “Datenschutzgesetz” wird von mehreren Organisationen als reine Schikane interpretiert, die ausschliesslich die Möglichkeiten der in den Camps arbeitenden NGOs einschränkt, über die katastrophale Situation vor Ort zu berichten. Auch das OHF sieht darin eine kalkulierte Einschränkung für die NGOs. 

Integrationsprogramme enden

Tausende von schutzbedürftigen Menschen sind von Obdachlosigkeit bedroht, da das ESTIA-Programm zur Unterbringung von schutzbedürftigen Menschen auf den Inseln Kos, Samos, Rhodos und Leros sowie Filoxenia auf dem Festland Mitte Januar endete. Diese Menschen haben einen Schutzstatus erhalten und sind nun, einen Monat später, mitten im Winter während einer Pandemie gezwungen, auf eigenen Füssen zu stehen. 

Bootsankünfte

Im Januar kamen bis zum 25. insgesamt 8 Boote mit 113 Personen auf den Ägäischen Inseln an. Demgegenüber wurden 14 Boote mit 487 Menschen gestoppt, denen damit das Recht auf Asyl verweigert wurde.